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Brief 211- Boteritos

Hallo und ein frohes, neues Jahr,

heute möchte ich von einem tollen Projekt erzählen.

Sandra war im November/ Dezember mal wieder ohne mich unterwegs. Und das Gemeine daran ist, dass sie, wenn sie mich nicht mitnimmt, immer voll spannende Sachen macht. Da nützt alles beschweren nichts, sie meint dann immer nur: „Sei froh, dass ich dich nicht mitnehme. „Eine 25 Stundenreise in einer Flugbox ist nicht das Paradies für Hunde. Da geht es dir bei deinen Hundesittern viel besser!“

O.k., o.k., da mag sie recht haben, aber das Boteritos- Projekt hätte ich mir trotzdem sooo gerne angeschaut.

Eigentlich heißt es „Fundacion Escuela Taller de Arte Boteritos“. Es handelt sich dabei um eine Art Schule und Haus der Künste in Cali, Kolumbien.

Diese Einrichtung ist speziell für Kinder und Jugendliche mit geistigen Defiziten oder geistigen und körperlichen Einschränkungen. Es wird aber keiner rausgeschmissen, wenn das 18te Lebensjahr erreicht ist und eine weitere Versorgung nicht gewährleistet ist. Und es sind dort nur Kinder aus ganz armen Verhältnissen. Sie würden ohne Boteritos vermutlich im Slum „vor die Hunde gehen.“

Das tolle an Boteritos ist, dass die Kinder sinnvoll beschäftigt und nicht nur „verwahrt“ werden.

Die Oberbossin vom ganzen ist Elena. Laut Sandra ist sie super- toll. Sie ist Pädagogin und hat vor vielen Jahren in den Slums in Cali ein Kind mit Down- Syndrom „gefunden“. Nachdem sie herausgefunden hat, wer die Eltern sind, und dass diese es nicht beaufsichtigen können, weil sie arbeiten müssen, hat sie nicht lange gefackelt. Sie hat mit ihnen besprochen, dass sie das Kind zu sich nimmt und sich kümmern wird. In Kolumbien gibt es zwar auch Inklusion, aber Kinder mit Behinderungen aus ganz armen Wohnverhältnissen haben fast keinen Zugang zu Einrichtungen. Daher sind sie oft unbeaufsichtigt und lernen noch nicht einmal Dinge, die sie trotz ihrer Defizite lernen könnten. Dadurch wird das Zusammenleben in den Familien erschwert, ihre Zukunft ist sehr unsicher und sie leben ständig in Gefahr, dass ihnen böses widerfährt.

Jetzt kommt wieder Elena ins Spiel. Nachdem sie das erste Kind bei sich aufgenommen hat, hat sich das ganz fix herum gesprochen und plötzlich haben ihr Eltern ihre behinderten Kinder vorbeigebracht.

Diese aus dem Zufall heraus geborene Situation, hat sich mit den Jahren zu einer genialen Idee und seriösen Fundacion ausgedehnt. Sie ist ein fester Bestandteil im Leben dieser Familien geworden und erleichtert ihnen alles ungemein.

Elena hat nämlich, weil es immer, immer mehr Kinder geworden sind irgendwann ein Haus angemietet. Dort sind von Montag bis Freitag 70-75 Kinder und Jugendliche untergebracht. Nee, kein Tippfehler. Es sind wirklich so viele. Sie werden morgens von zu Hause abgeholt  und nachmittags zurück gebracht. Die Abende und Wochenenden verbringen sie dann mit ihren Familien. Da sie in der Fundacion lernen, wie sie wichtige Alltagsdinge verrichten können, werden sie selbständiger. Das wiederum erleichtert es den Eltern mit ihren Kindern umzugehen. Auch, dass die Eltern die Möglichkeit haben arbeiten zu gehen und ihre Kinder in dieser Zeit gut versorgt wissen ist ein Pluspunkt der Boteritos.

Es geht aber nicht nur darum, die Verrichtung notwendiger Dinge zu lernen. Nein, sie haben dort alle gemeinsam sehr viel Spaß bei den Beschäftigungsangeboten. Da werden nicht für Großkonzerne stupide Schrauben in Tütchen gepackt oder ähnliches…

Es gibt eine Salsagruppe mit Tanzlehrern.

Eine Band und Theatergruppe mit Musiklehrern und Pädagogen und eine Kunstgruppe, die Hilfe von einem Maler bekommt.

Das, was die Gruppen mit ihren Auftritten oder Ausstellungen verdienen, wird unter den jeweiligen Gruppenmitgliedern aufgeteilt. Sie sind dann immer ganz stolz, weil sie ihr eigenes Geld verdient haben. Auch, wenn das wirklich nicht viel ist. Ich könnte es sogar verstehen, wenn das Geld in den Topf der Fundacion fließen würde. Die benötigen es nämlich dringend. Aber das möchten Elena und ihre Kollegen nicht. Es soll an die gehen, die es erarbeitet haben.

Um das Projekt weiter bestehen lassen zu können, müssen die Verantwortlichen immer wieder nach finanzieller Unterstützung gucken. Die monatlichen Kosten für alles, inklusive Verpflegung und Transport liegen nur bei 100 Euro pro Kind. Aber das ist zu viel Geld für die Eltern dieser Kinder. Bei den Boteritos sind wirklich nur Kinder, die aus ärmsten Verhältnissen kommen. Deren Eltern sind froh, wenn sie genug Geld verdienen, um im Slum wohnen und ihre Familie ernähren zu können.

Total beeindruckt war Sandra von der Sauberkeit in dem Haus, obwohl dort so viele Menschen auf einem Haufen sind. Sie meinte, ich alleine würde unser Haus dreckiger machen, als 70 Kinder. Blödsinn, das liegt doch wohl im Auge des Betrachters!!!

Die liebevolle Dekoration und Gestaltung der Boteritos- Räume und Fröhlichkeit und Wärme, die von allen ausgeht  haben ihr schon ein bisschen Pippi in die Augen getrieben.

Die Spendengelder, die Sandra mitgebracht hat, hat sie gerne dort abgegeben. Die Boteritos- Kids haben sich auch sehr darüber gefreut und sich mit Fotos und einem Song bei den einzelnen Spendern bedankt. Das wiederum hat Sandra dann weitergeleitet und die Spender waren total begeistert.

Da Sandra diese Fundacion sehr seriös und wichtig für die Kinder findet, wird sie vermutlich nicht das letzte Mal vor Ort gewesen sein. Wir überlegen auch schon, wie wir vielleicht Spenden zusammen bekommen. Mein Vorschlag ist viele Hundekekse backen und an Hundeliebhaber verkaufen. Damit die auch wirklich schmecken, muss ich die natürlich vorkosten. Wir wollen doch keinen Schrott verkaufen!!!

Anbei der Link zum Projekt.

Die Seite ist leider nur auf Spanisch, aber die Fotos sprechen für sich. Falls ihr euch das mal anschauen möchtet.

Wir stellen aber auch Fotos und Videos ein. Dafür haben wir eine Erlaubnis bekommen. Und guckt mal, die Boteritos haben für Sandra und mich Spezialfotos gemacht. Ich glaube, das ist quasi eine Exklusiv- Einladung für mich.

Beim nächsten Besuch möchte ich gefälligst mit… Ich bin schließlich ein Therapiehund und arbeite in Deutschland mit Kindern. Und Salsa lernen möchte ich auch. Ich habe bestimmt Talent. Ich möchte euch nur an meinen grandiosen Hüftschwung erinnern!!!

So, jetzt arbeite ich weiter an meinen Salsa- Moves. …. „Da muss mehr Hüfte rein….“

hasta luego

Toni