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139- Eritrea März 2017

Hallo,

erst war ich ein bisschen angesäuert. Da steigt Sandra mit zwei riesigen Reisetaschen (und ich meine wirklich riesig!!!) einfach aus dem Auto aus und lässt mich zurück…O.K., ich war nicht alleine und ich durfte eine ziemlich coole Woche bei ihren Eltern verbringen. Aber, ich wäre auch gerne mitgereist. Sie hat nämlich einen ganz schön spannenden Trip gemacht.

Nach Eritrea. Dafür benötigt man ein Visum. Sonst steht da einer und sagt „ Ey, hier kommst du nicht rein!“ Allerdings in Englisch oder Tigrinya. Das wird nämlich in Eritrea gesprochen.

Eritrea, ich habe erst einmal geschaut, wo das überhaupt ist. Vermutlich nicht um die Ecke. Dann wäre sie bestimmt zu Fuß gelaufen.

Meine Recherchen haben folgendes ergeben. Eritrea liegt im subsaharischen Ostafrika und bildet mit Somalia, Äthiopien und Dschibuti das sogenannte „Horn von Afrika“. Im Nordosten grenzt es an das Rote Meer. Mit einer Landfläche von nur einem Drittel der Fläche Deutschlands gehört Eritrea zu den kleinsten Ländern in Ostafrika.
Die eritreische Wirtschaft wurde durch einen Grenzkrieg mit Äthiopien (1998-2000) und durch eine mehrjährige Dürre stark geschädigt. Eritrea gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. (Habe ich von der Archemedseite geklaut)

Deshalb hat Sandra auch zwei soooooooo große Taschen mitgenommen. Sie ist für die Hilfsorganisation Archemed nach Asmara geflogen und hatte viele Spenden dabei. Stofftiere, Kleidung und Medikamente. Alles davon und noch vieles mehr wird in Eritrea benötigt. Es fehlt irgendwie an allen Ecken und Enden. Selbst so simple Dinge, wie Zahnbürsten und Zahnpasta sind rar und für manche Menschen eine Art Luxusgegenstand. Oder die ganze Familie benutzt eine zusammen. Trotz der Armut und Entbehrungen sind die Eritreer ein sehr freundliches, herzliches Volk.

Das Archemed Team besteht aus vielen unterschiedlichen Leuten. Ärzten, Krankenschwestern, Architekten, Psychologen, Priester, Ingenieure, Physios, ein Fotografenteam und ein Journalist waren auch mit dabei.

Sandra war sehr beeindruckt von denen, die schon oft dort waren und was sie bereits erreicht haben. Vieles spielt sich auf dem Gelände des Orotta Hospitales in Asmara ab.

Katy und Maren z.B. haben die Picu aufgebaut. Das ist eine Kinderintensivstation. Jetzt können dort schwer erkrankte Kinder gepflegt werden. Leider sind die Bedingungen trotz allem Engagement sehr eingeschränkt. So gibt es kein fließendes Wasser auf dieser Station. Stellt euch das mal vor!!! Aber die zwei haben improvisiert und es geschafft, dass eritreische Krankenschwestern geschult wurden und die hygienischen und medizinischen Bedingungen verbessert wurden. Jedes Mal, wenn sie dort sind, einen Schritt mehr. Dabei sind sie aber auf Sachspenden und Geldspenden angewiesen, damit vor Ort weitere Maßnahmen ergriffen werden können. Traurig ist, dass oft Medikamente fehlen und Kinder deswegen schwer krank sind und sogar versterben. Und es sind meist ganz banale Medikamente, die helfen könnten.

Schön ist es, dass diese Station auch weiter läuft, wenn die deutschen Krankenschwestern weg sind. Gut geschult würde ich sagen!!!

Aber nicht nur das. Die zwei kümmern sich auch um ehemalige Patientenfamilien. An einem Tag haben sie Sandra mit ins Village genommen. Das ist so etwa, wie ein Slum oder Favelas. Dort haben sie Kleidung und Spielzeug gezielt an Familien verteilt, die wenig haben. Viele Familien haben keine Möglichkeit Sachspenden zu bekommen. Quasi so ein bisschen, wie „die vergessenen Familien“. Aber dank Katy, Maren und einigen anderen, werden sie glücklicherweise nicht vergessen.

Sandra hatte vor Rührung Tränen in den Augen, als sich die Kids über eine Tüte Gummibärchen gefreut haben, als sei es ein wertvoller Schatz. Ganz toll war auch, dass zwei Kids aus Deutschland extra einen Brief zu ihren Stofftieren gelegt haben. Darüber haben sich die neuen Besitzer der Tiere volle Möhre gefreut.

Es gibt aber noch eine Station, auf der Sandra ihr Herz verloren hat. Die Neo. Das ist die Frühgeborenenstation. Schwester Silke hat sie zusammen mit deutschen Kolleginnen aufgebaut und wird auch von deutschen Kinderärzten unterstützt. Auch diese Station läuft dank der guten Anleitung weiter, wenn das deutsche Team weg ist. Die eritreische Headnurse Elsa und ihr Team wuppen das mit viel Hingabe. Leider versterben noch immer viel zu viele Babys, weil sie oft miniklein zur Welt kommen. Die Spätfolgen, die durch die Beschneidungen der Frauen entstehen, erschweren die Geburten massiv und gefährden Mutter und Kind. Die Babys bekommen auch erst einmal keinen Namen und heißen „Baby von Name der Mutter“. Ich hätte also geheißen „Baby von Josey“.

Wenn die Kinder stabil sind und die Entlassung ansteht, bekommen sie einen eigenen Namen.

Auch auf dieser Station fehlt viel. Sauerstoffmasken, Medikamente, Mützchen, Kleidung und , und, und…

Alle geben ihr Bestes und organisieren was nur möglich ist.

„Geht nicht gibt es nicht!!!“ Das gilt z.B. auch für das Stillen. Die Mutter muss Stillen, sonst verhungert ihr Baby. Damit das besser klappt leben die Mütter im Mutterhaus, so lange, bis ihre Babys entlassen werden können. Sie gehen zur Versorgung der Minibabys alle drei Stunden zur Neo rüber.

Silke, Doro und das Team haben organisiert, dass die Mütter zweimal pro Tag eine Getreidesuppe bekommen. Dann sind sie besser ernährt und haben genug Milch für ihre Babys. 20 Euro sichert die Suppe für einen ganzen Monat für alle Mütter im Mutterhaus. Supigut finde ich.

Sandra hat mir von einem Baby erzählt. Der Junge ist mit 900g zur Welt gekommen. Das ist noch nicht einmal so viel, wie eine Packung Mehl!!! Jetzt wiegt er stolze 1600g. O.K. ein Brocken ist er immer noch nicht, aber es geht ihm ganz gut und alle hoffen, dass seine Mama und er bald nach Hause umziehen können.

Ach, es gäbe noch viel mehr zu erzählen. Vom Herzteam, das regelmäßig nach Eritrea fliegt und Kinder operiert.

Von der Klumpfußambulanz…

Dem sozialpädiatrischen Team… Das organisiert Workshops für Eltern mit Kindern, die mentale Defizite haben.

Nicht zu vergessen, die Orte außerhalb von Asmara.

Dorok, ein Dorf in dem ein Pfarrer alles gibt, damit es den Bewohnern gut geht. In den Dörfern gibt es sogar noch Kinder, die nicht zur Schule gehen und Ziegen hüten. Aber, das finden sie eventuell gar nicht so schlimm? Vielleicht sind sie glücklich, weil sie bei ihrer Familie sind und vermissen es gar nicht zur Schule zu gehen. Wichtig ist, dass sie genug zum Essen und Trinken haben und gesund sind.

Keren, eine Stadt in der Archemed ein neues Gebäude errichtet. Dort soll Geburtshilfe, Neonatologie und Kinderstation unter ein Dach gebracht werden.

Es gibt noch andere Dörfer und Städte, in denen Archemed aktiv ist. Die hat Sandra während ihres Aufenthaltes aber nicht besucht.

Mehr Infos und tolle Aufnahmen findet ihr auf der Internetseite von Archemed und der von „ two little designers“.

 

 

Sandra sagt, man müsse für sich klar haben, dass man die Welt nicht retten kann, aber im Kleinen anfangen, würde schon helfen.

Manche Dinge und Gegebenheiten müssen akzeptiert und hingenommen werden, auch wenn es sehr, sehr schwer fällt, traurig und wütend macht. Aber es lohnt sich, wieder zu kommen und auch von Deutschland aus kann viel erreicht werden. Den Menschen muss vielleicht klar gemacht werden, dass die alte Bettwäsche und Kleidung nicht weggeschmissen wird. Lieber sammeln, ab damit in einen Karton und bitte bei einer Sammelstelle abgeben.

Auch ein Stofftier mit oder ohne Brief wirkt Wunder. Aber nicht, wenn es auf dem Dachboden verstaubt oder in der Mülltonne landet.

Medikamente, die nicht gebraucht werden und noch haltbar sind, werden auch viel zu oft entsorgt. Woanders können sie eventuell ein Leben retten.

Ich als Hund kann an diesem Punkt wirklich nicht so viel erreichen. Wenn ich was von meinem Futter abzwacke bringt das leider keinem Kind was, und meine angesabberten Stofftiere möchte, glaube ich auch keiner haben.

Deshalb erzähle ich einfach allen davon, was ich in Erfahrung gebracht habe. Und ich hoffe, dass eventuell ein paar von euch sich für die Arbeit von Archemed oder anderen Organisationen interessieren.

Doam leiti (Gute Nacht, auf Tigrinya)

Toni